Reha nach Stammzelltransplantation
Seit mehr als 30 Jahren sind Hochdosis-Chemotherapien mit nachfolgender Transplantation von Blut-Stammzellen fester Bestandteil onkologischer Therapiestrategien.
Bei der autologen Transplantation nutzt man die eigenen Stammzellen des/der Patient*in für die Behandlung im Anschluss an die Hochdosis-Therapie. Diese Transplantationsform wird meist bei Lymphomerkrankungen eingesetzt. Beim Multiplen Myelom, einer Untergruppe der Lymphom-Erkrankungen, wird sie am häufigsten eingesetzt und gilt als Standardverfahren für die meisten Betroffenen.
Bei der allogenen Transplantation stammen die Stammzellen von einem*r gesunden Spender*in. Diese Form der Transplantation kommt bei bösartigen Erkrankungen oder Defekten von Stammzellen zum Einsatz.
Stammzelltransplantierte profitieren von über 25 Jahren Erfahrung und mehr als 5.000 Transplantierten, die bisher in unserer Klinik rehabilitiert wurden.
Als Teil des Universitätsklinikums Freiburg besteht eine enge Kooperation mit allen relevanten Fachabteilungen wie Onkologie, Hämatologie, Labor, Mikrobiologie und Radiologie.
Die Schwerpunkte Reha nach allogener Stammzelltransplantation und Reha bei Multiplem Myelom sind eingebettet in das breite, diagnoseübergreifende Angebot unserer Klinik.
Häufige Probleme nach einer Stammzelltransplantation:
- Körperliche Erschöpfung
- Abbau der Muskulatur
- Polyneuropathie mit sensorischen und/oder koordinativen Störungen
- Probleme bei der Nahrungsaufnahme und Mangelernährung, die einen Aufbau von Muskulatur und Kondition verhindern
- Auftreten von Infektionen durch eingeschränkte Immunabwehr bei noch nicht abgeschlossener Knochenmarksregeneration. Bei allogen Transplantierten zusätzlich durch die Einnahme von Immunsuppressiva (Medikamente, die – nach einer allogenen Transplantation – das Auftreten von Abstoßungsreaktionen verhindern)
- Abstoßungsreaktionen bei allogen transplantierten Patient*innen
- Schmerzen und/oder Stabilitätsgefährdung bei Beteiligung des Skelettsystems (Osteolysen) – besonders bei Multiplem Myelom
- Unsicherheiten beim Umgang mit den Immuneinschränkungen und/oder der Belastungsfähigkeit nach einer Stammzelltransplantation
Ziele unseres Reha-Programms:
Im Vordergrund unserer Rehabilitation steht, Ihre körperliche und psychosoziale Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Unser gemeinsames Ziel ist, dass Sie wieder genug Kraft und Energie für Ihren Lebensalltag haben.
Hierfür haben wir ein ganzheitliches Konzept erarbeitet mit zahlreichen körperlichen, psychologischen und sozialen Angeboten, die Sie auf Ihrem Weg zurück in die Normalität unterstützen sollen.
Wir binden Sie eng in den Planungsprozess Ihrer Reha mit ein und möchten damit Ihren individuellen Problemen und Bedürfnissen gerecht werden.
Unser Ziel ist es, mögliche gestörte Organfunktionen zu normalisieren bzw. wieder neu zu trainieren.
Dabei können wir Ihnen auch Strategien mit auf den Weg geben, die Ihnen einerseits ermöglichen sollen, besser mit Ihrer Krebserkrankung umzugehen, die andererseits aber auch einen Beitrag leisten, das Risiko einer Wiedererkrankung zu verringern.
Speziell für berufstätige Menschen kann der Aufenthalt auch dazu dienen, die Wiedereingliederung in das Berufsleben besser vorzubereiten.
Unsere speziellen Rehabilitationsstrategien umfassen:
- Wir erfassen gemeinsam Ihre individuellen Einschränkungen auf körperlicher, funktionaler, psychologischer und sozialer Ebene
- Angepasst an den Zeitpunkt nach Transplantation und den individuellen Verlauf: Regelmäßige Laborkontrollen von Immunparametern, Virusserologien und klinische Kontrollen – insbesondere nach allogener Transplantation mit erhöhtem Risiko für Infektionen oder Abstoßungsreaktionen (GvHD)
- Wir trainieren mit Ihnen Körperkraft, Muskulatur und Koordination. Dazu erstellen wir ein individuelles Trainingsprogramm für die Zeit während Rehabilitation als auch für die Fortsetzung zu Hause
- Nach allogener Transplantation: individuell abgestimmte ernährungstherapeutische Begleitung mit Informationsvermittlung zur keimarmen Ernährung mit individueller Kostabsprache. Wir beraten Sie zudem zur Nahrungsmittelauswahl, zu Einkauf- Lagerung und Zubereitung.
- Bei vorliegenden Ernährungsstörungen und/oder Mangelernährung: regelmäßige Kontrollen des Gewichtsverlaufs, der Zusammensetzung der Körperkompartimente (Bioimpedanzanalyse: Messung von Muskelmasse, Fett, Wasser) und der körperlichen Belastungsfähigkeit zu Beginn und am Ende der Reha. Die Messergebnisse werden auch für die Steuerung des körperlichen Trainings und der Ernährungsstrategie herangezogen.
- Seminare für Patient*innen nach allogener Transplantation und Patient*innen nach Multiplem Myelom über alle offenen Fragen zur Behandlung, Folgestörungen und Nachsorge.
- Bei Patient*innen mit Osteolysen und/oder Stabilitätsgefährdung des Skelettsystems: Wir stellen Sie vor in unserer orthopädisch-onkologische Konferenz und ermitteln Ihre aktuelle Belastungsfähigkeit. Die physiotherapeutischen Behandlungen während und nach der Reha werden entsprechend Ihrer Belastbarkeit angepasst.
Diagnoseübergreifende Angebote:
- Vorträge, Infoveranstaltungen und Gesprächsgruppen zu vielen Gesundheits- und -Krankheitsthemen
- Psychosoziale Einzel- und Gruppenangebote (Informations- und Gesprächsgruppen, psychotherapeutische Einzelgespräche, Entspannungsverfahren)
- Künstlerische Therapien (Mal-, Musik-, Tanztherapie, Plastizieren)
- Sozial- und sozialrechtliche Beratung
- Ergotherapie bei Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, bei Nerven- und Gefühlsstörungen (Polyneuropathie)
- Fachonkologische Gesundheits- und Krankenpflege und Beratung